Allergische Reaktion

Seit langem hat Schichtarbeiter Sebastian W. mal wieder Sonntags frei. Das Wetter ist jetzt Anfang August hervorragend, er kennt einen guten Biergarten mit benachbarter Minigolfanlage und möchte mit seiner Familie eine kleine Fahrradtour dorthin unternehmen. Zurzeit nicht wirklich in Form, verliert er haushoch gegen seine 8-jährige Tochter, die daraufhin freudestrahlend ihre Siegprämie, ein großes Eis, einfordert. Die Bedienung bringt den Eisbecher an den sonnigen Platz im Biergarten, die Eltern erfrischen sich mit einem Radler. Aber nicht nur die Familie freut sich über die Stärkung, auch einige Wespen lauern bereits auf die Energiequelle. In einem unaufmerksamen Moment nimmt Sebastian einen beherzten Schluck und bemerkt die dort schwimmende Wespe zu spät, die Ihn daraufhin direkt in die Zunge sticht.

Jennifer Häusler

Er erinnert sich sofort an den letzten Wespenstich vor einigen Jahren und die starke allergische Reaktion darauf. Seine Frau wählt geistesgegenwärtig sofort den Notruf, eine medikamentöse Behandlung ist jetzt lebensrettend, auch wenn er bisher nur wenige Symptome zeigt. 

Die allergische Reaktion (Überempfindlichkeitsreaktion) ist eine unangenehme Antwort des Immunsystems auf eine normalerweise harmlose Substanz. Die ersten Symptome treten meist schon wenige Minuten nach der Allergeneinwirkung auf und reichen von Hautsymptomen (Juckreiz, Rötung, Schwellung) über Schwellungen im Bereich der Augen und der Lippen. Diese Gefahr ist den Betroffenen zumeist bekannt und sie tragen „Notfallmedikamente“ mit sich. 

Jennifer Häusler, Notfallsanitäterin beim Bayerischen Roten Kreuz, betont die Gefährlichkeit einer gesteigerten Reaktion im Mund- und Gesichtsbereich. „Die Schwellungen können so massiv sein, dass sie die Atemwege betreffen.“ 
In schwereren Fällen einer allergischen Reaktion können Übelkeit, Bauchschmerzen, Atemnot und Schwindel auftreten. Bei der schwersten Form einer allergischen Reaktion, dem sogenannten allergischen Schock, kommt es zu Blutdruckabfall, Bewusstlosigkeit, Atemnot und Kreislaufversagen. „Bei Gefahr eines allergischen Schocks ist schnelles Handeln lebensrettend“, betont Häusler.

Was ist in solchen Fällen als Ersthelfer zu tun?

  • Beruhigen Sie die Person und bleiben sie selbst ruhig. Bei einer schwerwiegenden allergischen Reaktion wählen sie umgehend den Notruf. 
  • Ist der Betroffene bei Bewusstsein, entfernen Sie, wenn möglich, sofort den Auslöser der allergischen Reaktion (in diesem Fall Wespen- oder Bienenstachel) und kühlen sie die betroffene Stelle. Unter Umständen hilft auch eine kurze Hitzeeinwirkung (~50°C) auf die Einstichstelle, um das Gift zu neutralisieren. Dafür gibt es geeignete Geräte in der Apotheke.
  • Achten Sie besonders auf Symptome im Bereich der Atemwege: Bekommt der Betroffene ausreichend Luft oder sind sogar pfeifende Atemgeräusche hörbar?
  • Setzen Sie den Betroffenen mit erhöhtem Oberkörper hin, sodass er sich mit den Armen abstützen kann und fordern Sie ihn auf, langsam und tief zu atmen. Das Entfernen von beengender Kleidung kann zusätzlich helfen. Sollte Mund bzw. Rachen geschwollen sein, hilft das Lutschen von Eiswürfeln oder Speiseeis.
  • Sind bei der Person Allergien bekannt und führt sie Notfallmedikamente bei sich (z.B. Epipen®, ein Gerät zur Injektion von Adrenalin in den Muskel)? Falls ja, helfen Sie bei der Verabreichung. Entweder befolgen Sie die aufgedruckten Anweisungen oder lassen sich vom Betroffenen anleiten. 
  • Sollte der Betroffene das Bewusstsein verlieren, prüfen sie bei überstrecktem Kopf die Atmung (hören-sehen-fühlen). Ist diese normal, bringen sie die Person in die stabile Seitenlage und kontrollieren sie regelmäßig den Zustand des Betroffenen, bis die Rettungskräfte eintreffen.
  • Ist die Atmung auffällig, also zu langsam oder fehlend, beginnen sie sofort mit der Herzdruckmassage.

Übrigens, neben der Insektengiftallergie sind u.a. Medikamente oder Nahrungsmittel oftmals weitere häufige Auslöser für schwere allergische Reaktionen. Dabei reichen schon kleinste Mengen des entsprechenden Stoffs, um eine schwere allergische Reaktion hervorzurufen. 

Etwa jeder dritte Mensch hierzulande erleidet im Laufe seines Lebens eine allergische Reaktion. Bei etwa 20 % dieser Menschen kommt es hier zu einer gesteigerten Reaktion. 

ErstickenFoto: DRK e.V.